Ein deutscher Industrieller flieht vor einer gescheiterten Ehe in die Südsee. Doch sein Geschäftssinn europäischer Prägung erweist sich dort als untauglich. Seine Persönlichkeit ist den fremden Lebensbedingungen nicht gewachsen. So wird er geschäftlich schnell zum Opfer ausgebuffter Betrüger. Zaghafte Erfolge beim Aufbau einer Plantage scheitern schliesslich an einer Fehlentscheidung. Die Schiffspassage zurück nach Europa auf einem zweifelhaften Frachtsegler endet im Sturm und mit einer Katastrophe. Der Reisende überlebt als einziger und wird auf eine nur von Eingeborenen bewohnte Insel fernab aller Reiserouten und ohne Eintrag in die damaligen Seekarten verschlagen.
Norbert Jacques nutzt diesen Stoff zur detaillierten Zivilisationskritik. Europäisches Denken und Handeln erweisen sich als untauglich, wenn es zuerst auf die Welt von Abenteurern und danach auf eine abgeschottete indigene Gesellschaft trifft. Beide Kulturräume handeln nach ihren eigenen Denkweisen, Moralvorstellungen und Wertmaßstäben, denen unvorbereitet kaum standzuhalten ist. Beide Welten sind so fest in sich selbst gebaut, dass gegenseitiges Verstehen nicht möglich ist. Während in Europa der Erste Weltkrieg tobt, können die Inselwelt und der Fremde nur oberflächlich zusammenleben. Für den einstigen Industriellen namens Pirath zerbricht alles, als ein zufällig vorbeikommendes Forschungsschiff den inzwischen Malariakranken auf dem Eiland aufsammelt. Fremd ist er nun überall.
Jacques entwickelt daraus einen dichten Romanstoff, dem bis zuletzt nicht die Hoffnung auf eine Wende zum Guten abhanden kommt. Doch Pirath bleibt kein Ausweg aus der eigenen Überforderung und er wird damit letztlich zum Opfer seiner selbst.
Den Roman gibt es beim Projekt Gutenberg künftig in elektronischer Form. Informationen zu den Ausleihmöglichkeiten für das inzwischen selten gewordene Buch liefert die Suchmaschine der Luxemburger Bibliotheken auf dem Portal a-z.lu. Nach amerikanischem Urheberrecht ist das 1917 erschienene Werk bereits gemeinfrei. In den meisten übrigen Ländern und so auch in Europa werden die Bücher von Norbert Jacques 70 Jahre nach seinem Tod 1954 zu frei verfügbaren Allgemeingut.
Norbert Jacques hat seine Stoffe als weltreisender Schriftsteller zusammengetragen. Seine Werke erreichten zum Teil sehr hohe Auflagen. Doch Jacques ist ein ungeliebter Sohn Luxemburgs. Seine Rolle in Nazi-Deutschland brachte ihm in der Heimat den Landesverweis ein. Sein schriftstellerisches Schaffen ist heute weitgehend unbeachtet – trotz vieler abenteuerlicher Reiseberichte und Romane, wie Piraths Insel. Sein bekanntestes Werk ist auch heute oft noch ein Begriff. Vielen allerdings eher verbunden mit Fritz Langs Dr. Mabuse – Stummfilmserie, als mit Jacques Roman Dr. Mabuse, der Spieler.
Mehr über Norbert Jaques ist unter anderem im Lexikon Luxemburger Autoren zu finden.
Hier geht es zurück zur Übersichtsseite der Bücher
Und hier geht es zurück zur Startseite von luxproofer